Sicherheit ist ein menschliches Grundbedürfnis, vor allem im Verkehrs- und Transportbereich ist Sicherheit eine wesentliche Komponente für Erfolg.

In Europa hat Verkehrssicherheit einen hohen Stellenwert. Die EU hat sich langfristig das ambitionierte Ziel gesetzt, die Zahl der Verkehrstoten bis zum Jahr 2050 auf nahezu Null zu senken. Als mittelfristiges Ziel gilt es, von 2010 bis 2020 die Zahl der Verkehrstoten zu halbieren, sowie die Anzahl der Schwerverletzten bis 2030 substanziell zu verringern. Während in den ersten 13 Jahren des neuen Jahrtausends eine Senkung der Verkehrstoten von 54.000 auf etwa 25.000 gelungen ist, stagniert diese Zahl seitdem.

Um die europäischen Ziele zu erreichen, muss das Thema Sicherheit noch stärker in den Fokus rücken! Es geht einerseits darum, finanzielle Mittel bereit zu stellen, aber auch die Planungen und Maßnahmen im Mobilitätssystem auf möglichst hohe Sicherheit abzustimmen. Leistet beispielsweise eine Verschiebung des Modal Split vom motorisierten Individualverkehr zum öffentlichen Personenverkehr einen Beitrag zur Erhöhung der Verkehrssicherheit? Oder könnte eine Verschiebung hin zu aktiven Fortbewegungsarten, wie Gehen und Radfahren, sogar ein höheres Sicherheitsrisiko mit sich bringen?

Wenn es um Verkehrssicherheit geht, geht es um ein System von Mensch, Fahrzeug und Infrastruktur. Menschen begehen Fehler und gehen bewusst oder unbewusst Risiken im Verkehr ein. Auch wird die Einführung neuer Technologien von Änderungen im Verhalten der VerkehrsteilnehmerInnen begleitet. So führte etwa die Zunahme der Nutzung von Mobiltelefonen zu vermehrter Unaufmerksamkeit von FußgängerInnen, RadfahrerInnen oder AutolenkerInnen. Und Fahrer-Assistenzsysteme, die einen wesentlichen Beitrag zur Steigerung der aktiven Sicherheit leisten, verleiten möglicherweise zu einem risikoreicheren Verhalten der FahrerInnen.

„Drei Elemente sind in der Verkehrssicherheit relevant: Mensch – Infrastruktur – Fahrzeug. An allen drei Elementen gibt es Stellschrauben, um die Verkehrssicherheit zu verbessern.
Zentral wichtig ist der Faktor Mensch im Verkehr, etwa 90% der Unfälle sind auf menschliches Fehlverhalten zurückzuführen. Achtsamkeit im Verkehr, angepasste Geschwindigkeit und kein Alkohol am Steuer sind Beispiele für Maßnahmen. Ein wichtiger Faktor,  um die Verletzungsschwere bei Unfällen zu senken bzw. um präventiv Unfälle zu verhindern, sind Infrastrukturmaßnahmen – die fehlerverzeihende (z.B. Leitschienen) oder selbsterklärende Straße (z.B. Trassierung mit ausreichend Sichtweiten). Beim dritten Faktor, dem Fahrzeug, ist in naher Zukunft eine deutliche Verbesserung bzgl. Verkehrssicherheit zu erwarten – automatisierte Fahrzeuge. Sie werden Fahraufgaben teilweise oder sogar gänzlich übernehmen und menschliche Fehler werden damit deutlich minimiert.“ – Peter Saleh, Leiter Verkehrssicherheitsgruppe AIT

Neue Technologien, wie beispielsweise neue Fahrzeuge, müssen die Notwendigkeit eines fehlerverzeihenden Designs berücksichtigen, damit ein eventuelles Fehlverhalten des Menschen möglichst keine (schweren) Folgen nach sich zieht.

Mit der AIT Mobility Observation Box können kritische Verkehrssituationen erfasst und so präventive Maßnahmen unterstützt werden.

Automatisierte und autonome Fahrzeuge sowie die Vernetzung der Fahrzeuge mit anderen VerkehrsteilnehmerInnen und der Infrastruktur versprechen einerseits ein enormes Potenzial für höhere Verkehrssicherheit, andererseits bedeuten gerade komplexe innerstädtische Umgebungen nach wie vor die größten Herausforderungen für automatisiertes Fahren. Speziell bei der Interaktion zwischen automatisierten Fahrzeugen und FußgängerInnen sowie RadfahrerInnen besteht noch hoher Forschungsbedarf. Moderne Methoden für die Beobachtung und Analyse von Verkehrskonflikten und Beinahe-Unfällen schaffen hier eine Basis für fundierte Maßnahmen, um die Verkehrssicherheit zu gewährleisten.

„Wichtig ist, dass neuartige Mobilitätsformen und Transportmittel ausreichend getestet werden. Neben der sicheren Funktion der Technologien müssen neuartige Verkehrsmittel von NutzerInnen verstanden und akzeptiert werden. Jede Veränderung im Verkehrssystem muss auf ihre Auswirkungen auf die Verkehrssicherheit analysiert und evaluiert werden. AIT hat hier objektive Messmethoden entwickelt, um Verkehrssicherheit vergleichbar zu evaluieren. Es sind Konfliktbeobachtungen an potentiell kritischen Stellen oder mathematische Unfallvorhersagemodelle, die hier zum Einsatz kommen. Risikomodelle und Evaluierungsstudien erlauben die sichere Integration für neue Technologien, viele Analysen können mittels Simulationen oder Virtueller Realität durchgeführt werden.“ – Peter Saleh, Leiter Verkehrssicherheitsgruppe AIT

Unfallkarte. Copyright: AIT

Auch die Infrastruktur nimmt beim Thema Sicherheit eine ganz besondere Rolle ein: Denn die Infrastruktur definiert die Rahmenbedingungen für den darauf stattfindenden Verkehr! Schnittstellen wie Kreuzungen müssen verkehrsträgerübergreifend gedacht werden, damit alle VerkehrsteilnehmerInnen auf Straße, Schiene, Geh- und Radwegen größtmögliche Sicherheit erfahren können. Werden bei der Planung von Infrastruktur, bei der Entwicklung neuer Mobilitätslösungen und im persönlichen Verhalten all diese Aspekte berücksichtigt, könnte die Vision von Null Verkehrstoten bis 2050 Realität werden.

Es Bedarf einer verkehrsträgerübergreifenden Gestaltung von Schnittstellen (Schutzwege, Kreuzungen etc.) zwischen Straße, Schiene, Geh- und Radwegen. Nur so kann eine möglichst hohe Sicherheit für alle VerkehrsteilnehmerInnen garantiert werden!

AIT – Center for Mobility Systems

Am Center for Mobility Systems forschen rund 100 MitarbeiterInnen an Lösungen für die Mobilität der Zukunft. Im Sinne eines ganzheitlichen Ansatzes werden Personenmobilität, Güterlogistik und Transportinfrastruktur behandelt, wobei Effizienz, Sicherheit und ökologische Nachhaltigkeit im Fokus der Forschungsarbeit stehen.

In der kürzlich erschienenen Publikation „Nachhaltig, Sicher & Digital: Perspektiven für ein menschenzentriertes Mobilitätssystem“werden Perspektiven für ein ganzheitliches Mobilitäts-Ökosystem dargestellt. Anhand der Themenfelder Digitalisierung, klimaverträgliche Mobilität, Sicherheit für alle VerkehrsteilnehmerInnen, Effizienz & Resilienz sowie zuverlässige Transportinfrastruktur geben die ExpertInnen Einblick in die verschiedenen Faktoren, die die Mobilität der Zukunft bedingen.

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