Es geht los: Die Stadt Wien und die ÖBB stellen die Weichen für die Wiederherstellung ökologisch wertvoller Flächen auf dem Gelände eines ehemaligen Verschiebebahnhofs.
Im Rahmen eines Mediengesprächs vergangene Woche präsentierten Bürgermeister Michael Ludwig, ÖBB-Vorständin Silvia Angelo, Stadtrat Jürgen Czernohorszky und Bezirksvorsteher Ernst Nevrivy die Details zu den geplanten Veränderungen. Dabei im Fokus: Die Rückgewinnung von 90 Hektar Naturraum im ehemaligen Verschiebebahnhofs Breitenlee in der Donaustadt.
Versteckter Naturschutz: Bedeutung des Geländes
Das Gebiet des ehemaligen Verschiebebahnhofs zwischen Bisamberg und Lobau liegt in einem wertvollen Naturkorridor mit streng geschützten Biotopen. Hier leben seltene Pflanzen und Tiere wie Neuntöter, Wiedehopf, Zauneidechse sowie über 140 Wildbienenarten. Besonders hervorzuheben sind die pannonischen Trocken- und Halbtrockenrasen, die durch die heißen Sommer in unseren Breitengraden zunehmend zurückgehen, jedoch gerade in der Projektregion zwischen dem Natura 2000 Schutzgebiet Bisamberg und der Lobau bzw. dem Nationalpark Donau-Auen einen wertvollen Beitrag zur Pflanzen- und Artenvielfalt rund um Wien beitragen.
„Renaturierung sichert Biodiversität und damit funktionierende Ökosysteme, in denen wir und nachfolgende Generationen gesund leben können. Wien geht mit dem Naturschutz-Areal Breitenlee künftigen Entscheidungen über eine EU-weite Renaturierungs-Verordnung voran. Wir setzen schon heute Strategien zum Schutz der Biodiversität um und zeigen, wie auch in einer dynamisch wachsenden Stadt wie Wien Renaturierung in großem Stil möglich ist”, freut sich Bürgermeister Michael Ludwig.
Entsiegeln, wiederherstellen, ungebrauchte Flächen nutzen
In 1945 wurde der Bahnhofsbetrieb in Breitenlee weitgehend aufgegeben. Dadurch konnte sich auf dem Areal im Nordosten Wiens ein vielfältiger Biotopkomplex ausbreiten. Da die ÖBB zukünftig auf dem Gelände nur noch kleine Flächen für den Bahnbetrieb benötigen, ist man um die nachhaltige Weiternutzung des Areals bemüht.
„Es ist uns sehr wichtig, für nicht betriebsnotwendige Flächen eine passende Nachnutzung zu finden. In Breitenlee hätte vor vielen Jahren ein großer Verschiebebahnhof entstehen sollen. Die Pläne wurden aus verschiedenen Gründen jedoch nie zur Gänze verwirklicht. So konnte sich im Laufe der Jahre ein schützenswertes Stück Natur entwickeln. Es freut mich sehr, dass wir durch den Verkauf der Grundstücke dafür Sorge tragen, dass dieser Lebensraum auch künftig für gefährdete Tiere und Pflanzen gesichert ist“, so ÖBB Infra-Vorständin Silvia Angelo.
Nahe der Natur = gesteigerte Lebensqualität
Die Wiederherstellung von extensiven Weiden ist außerdem eine wirksame Maßnahme gegen die Biodiversitätskrise: Extensiv genutzte Mähwiesen speichern bis zu dreimal mehr CO₂ im Boden als Wald und sind auch resilient gegen Folgen des Klimawandels wie Trockenheit und Hitze. Mit seiner Flora und Faune soll das Gelände zu einem beliebten Naherholungsgebiet für Bewohner:innen des 22. Bezirks und Umgebung werden und so zu einer gesteigerten Lebensqualität Wiens beitragen.
Die Projektlaufzeit beträgt zehn Jahre und als Budget sind 10 bis 15 Millionen Euro vorgesehen, wovon 60 Prozent aus EU-Förderungsmittel bereitgestellt werden sollen. Für den Ankauf ist die Stadt Wien um Förderungen aus dem Biodiversitätsfonds des Bundes bemüht. Entwickelt und koordiniert wird das Renaturierungsprojekt von der Stadt Wien – Umweltschutz in Kooperation mit dem Stadt Wien – Forst- und Landwirtschaftsbetrieb.
Wir liefern die besten Stories und spannendsten Trends direkt in dein Postfach, jeden Freitag! Werde Teil der Community!