Seit einigen Jahren scheint es, als würde in Österreich eine Krise die nächste ablösen. Wie wirkt sich das auf die Bevölkerung aus? Wie sieht diese die Zukunftsaussichten ihres Landes? Wie steht es um Österreichs Wirtschaft? Auf diese Fragen sollen neue Erkenntnisse aus einer Langzeitstudie der Industriellenvereinigung Antwort geben.
In Zeiten multipler Krisen wie der Pandemie und Inflation steht die Frage im Mittelpunkt: Wie geht es in Österreich weiter? Seit 2019 führt die Industriellenvereinigung (IV) gemeinsam mit dem Institut für empirische Sozialforschung (IFES) regelmäßig Befragungen durch, um die aktuelle Stimmungslage in der Bevölkerung und die Zukunftserwartungen der Menschen zu erfassen.
Monitoring der Zukunft
Das Ergebnis: Die Industrie wird zwar zu 68 % immer noch als Stabilitätsfaktor des Landes wahrgenommen, allerdings werden Unternehmensgründungen in Österreich als schwierig angesehen. Man wünscht sich eine stärkere Förderung von Forschung und Entwicklung. Diesem Wunsch möchte Georg Knill, Präsident der IV, nachgehen: „Die aktuellen Ergebnisse des IV-Zukunftsmonitors 2024 zeigen klar, dass das Vertrauen in die österreichische Industrie und Wirtschaft so hoch ist wie nie zuvor. Um unserer wichtigen Rolle auch in Zukunft gerecht zu werden, müssen wir weiter auf Innovation und Digitalisierung setzen. Besonders die Förderung von Forschung und Entwicklung sowie die Schaffung günstiger Rahmenbedingungen für Unternehmensgründungen sind zentrale Handlungsfelder, die wir gemeinsam mit der Politik vorantreiben müssen, um langfristig erfolgreich zu bleiben und den Wirtschaftsstandort Österreich zu stärken.“
Stimmungsbild gemischt
Allgemein herrscht ein zunehmender Pessimismus in der Bevölkerung: So sind 68 % der Befragten der Meinung, dass sich das Land in die falsche Richtung bewegt. Dieser negative Trend hat sich in den vergangenen Jahren verfestigt, insbesondere vor dem Hintergrund politischer Krisen und wirtschaftlicher Herausforderungen. Nur 31 % glauben, dass sich die Lage in den nächsten Jahren verbessern wird. Inmitten dieser Unsicherheiten gewinnen soziale Beziehungen an Bedeutung und werden für viele als persönlicher Anker und höchstes Gut betrachtet.
Den Fortschritt in den Bereichen Digitalisierung und Künstliche Intelligenz nimmt die Mehrheit der Befragten positiv und als Chance für die Arbeitswelt, Bildung und Weiterbildung wahr – vor allem in der Medizin, der Strafverfolgung oder der Industrie. Unsicherheiten bestehen jedoch bezüglich des Datenschutzes oder möglicher Auswirkungen auf das Familienleben.
Wirtschaftsbarometer schlägt aus
Die Lage der Wirtschaft hat sich die IV im Zuge des „Konjunkturbarometers“ genauer angeschaut. Das Fazit fällt verhalten aus: Die österreichische Wirtschaft steht vor strukturellen Herausforderungen und läuft Gefahr, in eine Phase der Stagnation zu geraten. Die Einschätzung der Geschäftslage ist seit 13 Quartalen immer schwächer geworden. Das IV-Konjunkturbarometer zeigt jetzt einen erneuten Abfall nach vorheriger kurzer Erholung: Knapp drei Viertel der Unternehmen (73 %) stellen sich auf eine stagnative Entwicklung ein.
Mit einem Saldo von – 14 nach zuvor 12 – Punkten befinden sich auch die Gesamtauftragsbestände in der Industrie weit entfernt von einem aufschwungsaffinen Niveau. Lediglich bei den Auslandsaufträgen ist eine Tendenz zur Stabilisierung zu erkennen. Negative Produktionserwartungen belasten zudem die Beschäftigungsaussichten. Die Erzeugerpreise sind nach wie vor hoch, zudem sorgen die vielen konjunkturellen Störfaktoren für eine starke Belastung der Ertragslage.
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