Der Klimawandel und ein zunehmend kritischeres Konsumverhalten verändern die Nachhaltigkeitsdefinition für Unternehmen von einer ökonomischen, zunehmend zu einer ökologischen Disziplin. Nachhaltiges Handeln im Fokus: Wettbewerbsvorteil oder Auflage?

ESG-Management steht für eine unternehmerische Ausrichtung, die nicht nur finanzielle, sondern auch soziale, ökologische und ethische Aspekte berücksichtigt. Es gilt als Wettbewerbsvorteil und Reputationskraft und bringt eine Reihe an Vorteilen mit sich wie unter anderem neue Möglichkeiten in der Entwicklung von Produkt- Dienstleistungsportfolios und Kostensenkung durch geringeren Energieverbrauch.

Ein nachhaltiger Umgang mit Ressourcen bringt langfristig zahlreiche wirtschaftliche Vorteile – sofern Nachhaltigkeit in der Unternehmensstrategie verankert ist und nicht nur als vorübergehendes nice-to-have angesehen wird. Standards und darauf aufbauende Zertifizierungen unterstützen bei der Implementierung und Umsetzung, indem sie Klarheit und Vergleichbarkeit bieten. So können Unternehmen ihre Nachhaltigkeitsbemühungen messbar machen, glaubwürdig präsentieren und sich erfolgreich vom Mitbewerb differenzieren”; so Valerie Höllinger, CEO von Austrian Standards.

 

Wechselwirkung Nachhaltigkeit und Kaufentscheidung

Wie eine deutsche Konsumstudie aus 2023 belegt, trifft das ESG-Management nicht nur den Zahn der Zeit, sondern bringt auch entscheidende Vorteile im Wettbewerb mit sich: Darin geben 21 % der Befragten an, aus Nachhaltigkeitsgründen aufgehört zu haben, ein gewisses Lebensmittel zu kaufen. 14 % sagen dies über eine bestimmte Lebensmittel-Marke. Dies korreliert auch mit einer im Juni 2023 in Österreich durchgeführten Statista-Umfrage: Befragte wurden gebeten, den Aspekt Nachhaltigkeit in verschiedenen Warengruppen zu bewerten. Ganze 68 % schätzen die Nachhaltigkeit bei Lebensmitteln als (sehr) wichtig ein.

„Nachhaltigkeit“ bedeutet für alle Menschen, die bei Umfragen einen hohen Stellenwert bei der Kaufentscheidung angeben, etwas anders. Bio, veggie, tiergerecht u.v.m. sind relevante Entscheidungskriterien für den Lebensmitteleinkauf, den unsere Käufer:innen auch durch entsprechenden Mehrpreis abgelten. Unsere Aufgabe als SPAR ist es einerseits, die unterschiedlichen Wünsche in unserem Sortiment abzubilden und das entsprechende Produkt anzubieten, andererseits durch pointierte und klare Kommunikation am POS den Vorteil aufzuzeigen. Diese Orientierung schaffen wir vielfach durch unsere SPAR-Marken: SPAR Natur*pur für Bio-Käufer:innen, SPAR Veggie für fleischlose Esser:innen oder SPAR schaut drauf für Menschen, denen Tierwohl wichtig ist. Gleichzeitig gibt es besonders in Zeiten der Teuerung aber auch Kund:innen, die sich den Mehrpreis für eine nachhaltigere Produktionsweise nicht leisten können oder wollen. Auch für diese Käufer:innen-Schichten sehen wir die Lebensmittel-Versorgung als unsere gesellschaftliche Verantwortung”, heißt es seitens des SPAR-Konzerns.

Wir fragen nach, ob dies auch in den Bereichen Mobilität und Energie relevant sei. Peter Weinelt, Generaldirektor der Wiener Stadtwerke, dazu: „Im Bereich Energie ist Nachhaltigkeit unumgänglich. Die Kund*innen erwarten regionale, erneuerbare Energie. Sie ist mittelfristig nicht nur günstiger, sondern gleichzeitig können wir so unsere Abhängigkeit von Importen lösen. Im Bereich der öffentlichen Verkehrsmittel ist die Erwartungshaltung eine ähnliche: Die Menschen wollen Gutes tun und emissionsfrei ans Ziel gelangen, das können sie mit den Wiener Linien. Nachhaltigkeit ist eine Notwendigkeit, um im Markt zu bestehen.” 

 

Nachhaltigkeit als Herausforderung in Unternehmen

Längst nicht mehr nur in jungen Firmen bemüht man sich auf Führungsebene, Themen wie Klima- und Umweltschutz sowie soziale Gerechtigkeit mit Wirtschaftlichkeit zu verbinden. Dies spiegelt sich in den Umweltausgaben wieder: In 2021 wurden in Österreichs Unternehmen 12,6 Milliarden Euro in den ESG-Bereich investiert.

„Als Airline verbinden wir Menschen und Volkswirtschaften, haben uns aber zugleich ambitionierte Ziele zur Dekarbonisierung unseres Sektors gesetzt. Der klare Fokus liegt auf der Reduktion von CO₂-Emissionen und nachhaltigen Kraftstoffen. Neben unseren freiwilligen CO₂-Reduktionszielen stellt uns die EU mit der steigenden CO₂-Bepreisung und Verpflichtungen zur Beimischung von nachhaltigen Flugkraftstoffen vor große Herausforderungen. Was gut gemeint ist, wird für europäische Airlines zum Wettbewerbsnachteil. Denn, wenn nachhaltigeres Fliegen über die EU teurer wird, so wird nicht weniger geflogen, sondern auf andere Airlines am Bosporus und Golf ausgewichen. Es braucht daher Lösungen, die alle Markteilnehmer zu gleichen Teilen in die Pflicht nehmen. Trotzdem können unsere Gäste mit uns zusammen schon heute mehr tun als gesetzlich gefordert: Mit unseren Green Fares oder der bilanziellen Zugabe von SAF können individuelle CO₂-Emissionen reduziert werden, ohne auf eine Flugreise zu verzichten“, so eine Unternehmenssprecherin von Austrian Airlines auf Anfrage der Austrian Roadmap2050.

Unternehmen, die soziale, ökologische und ethische Aspekte integrieren, erzielen signifikantes Umsatzwachstum und Kostenersparnisse. Dennoch sind die Hürden in Österreichs Betrieben auf dem Weg zur Nachhaltigkeit vielfältig. Eine Studie des österreichischen Handelsverbands in 2023 beleuchtet das Thema Nachhaltigkeit auf Konsumenten- und Händlerseite: 46 % der partizipierenden Unternehmen führten die Unklarheit über Kundenwünsche und die damit verbundene Zahlungsbereitschaft als größte Herausforderung an.

 

Nachhaltigkeit: einst Alleinstellungsmerkmal, jetzt Vorgabe

Im Rahmen des European Green Deal und dem neuen Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) haben sich viele heimische Unternehmen der transparenten Nachhaltigkeitsberichterstattung verpflichtet. Auch Kund:innen erwarten, dass Unternehmen sich mit der Thematik beschäftigen und ihr Sortiment dementsprechend erweitern: Laut Zahlen des österreichischen E-Commerce-Gütezeichen sind für sieben von zehn Online-Shoppern Nachhaltigkeitskriterien bei der Kaufentscheidung relevant.

Wie eine RollAMA-Befragung zeigt, hat aber auch der Wille zur Nachhaltigkeit Grenzen: 48 % der befragten Konsument:innen führen an, dass ihnen Tierwohl wichtig sei, die wenigsten davon greifen jedoch aktuell auch zu den entsprechenden Lebensmitteln. 47 % geben explizit an, dass sie sich Öko-Produkte derzeit aufgrund der allgemeinen Teuerung nicht leisten können/wollen. Preis und Kosten bleiben also weiterhin entscheidende Faktoren sowohl für Kunden als auch für Betriebe.

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