Direct Air Capture (DAC) weiter gedacht: Ein heimisches Start-up möchte künftig landesweit CO₂ der Luft entnehmen, um dieses zu speichern oder wiederzuverwerten. Die Wiener Pilotanlage liefert jetzt auch erste Ergebnisse über das Potenzial der „falschen“ Bäume und ihren möglichen Beitrag zum Klimaschutz.

Entgegen der landläufigen Meinung speichern Österreichs Wälder kein Kohlenstoffdioxid – sie binden den im CO₂ enthaltenen Kohlenstoff lediglich im Holz der Bäume und im Waldboden. Zahlen des Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft belegen, dass heimische Wälder auf einer Fläche von vier Millionen Hektar (rund 48 % der Fläche Österreichs) rund 985 Millionen Tonnen Kohlenstoff in der Biomasse und im Boden speichern.

Um die EU-Klimaziele zu erreichen, sollen bis 2040 jedoch zusätzliche 280 Millionen Tonnen CO₂-Emissionen pro Jahr wieder aus der Atmosphäre entnommen werden. Ein ambitionierter Vorsatz, welcher nach Berechnungen mit nur dem aktuellen Waldbestand nicht einzuhalten ist. Gleichzeitig stößt Österreich außerdem etwa 70 Millionen Tonnen CO₂ pro Jahr aus. Auch diese sollen und müssen der Atmosphäre möglichst zeitnah wieder entzogen werden.

 

1000 Tonnen weniger CO₂

Der US-Investor Peter Relan und dessen Dharma Karma Foundation taten sich deshalb mit einem jungen Forscherteam unter der Leitung von Josef Fuchs von der TU Wien zusammen, das seither an neuen Wegen des DAC forscht. Mithilfe von künstlichen Bäumen können aktuell bereits 50 Tonnen CO₂ pro Jahr aus der Luft entnommen werden. In Kürze möchte man den Umfang auf 1000 Tonnen CO₂ pro Jahr steigern.

Aus der Zusammenarbeit entstand nun auch ein eigenes, neues Unternehmen, das DAC Lab, an dem auch der Oberösterreicher Florian Chimani beteiligt ist. Der Firmensitz des rund 20-köpfigen Teams liegt im kalifornischen Silicon Valley, geforscht wird aber weiterhin in Wien.

 

Österreichisches Knowhow als ausschlaggebendes Kriterium

Auf Nachfrage von Die Presse, wieso sich US-Investoren gerade für die TU-Wien entschieden hätten, gab es viel Lob: Das Team sei der „ideale Partner“ gewesen, da man dort bereits über die technische Expertise für die Weiterentwicklung der Technologie verfügt habe. Die Wiener Projektleiter Johannes Fuchs und Gerhard Schöny hatten zuvor bereits bei dem Forschungsprojekt „ViennaGreenCO2“ mit der Boku Wien wertvolle Erfahrung gesammelt. Das vom Klima- und Energiefonds geförderte Leitprojekt forschte ebenfalls an einer billigen und energieeffizienten Kohlendioxid-Abscheidetechnik.

 

Künstliche vs natürliche Bäume

Noch sind künstliche Bäume teurer als ihre natürlichen Gegenstücke. Sie können jedoch CO₂ schneller und effizienter erfassen als echte Bäume. Auch der Zeitfaktor befeuert Wissenschaftler dabei, nach kostengünstigeren Herstellungsmethoden zu suchen: Wissenschaftliche Arbeiten haben ergeben, dass eine Billion voll ausgewachsener Bäume im Bestfall 1012 Milliarden Tonnen Kohlenstoffdioxid binden könnten – das entspricht etwa einem Drittel aller durch den Menschen bisher verursachten CO₂-Emissionen.

Relan hat deshalb inzwischen mehrere Millionen Euro in die Entwicklung eines neuen technischen Verfahrens investiert, welches künstliche Bäume in Ihrem Tun effizienter und der Herstellung und Maintenance billiger machen soll.

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