Laut Zahlen einer österreichweiten ibw-Befragung fehlten im März und April 2023 rund 210.000 Fachkräfte. Ein besonders intensiv erlebter Mangel herrscht in Branchen, die auch mit dem Klimaschutz in Zusammenhang stehen, wie im Transport- und Verkehrswesen oder der Baubranche. Vor einem Jahr wurde deshalb die Ausbildungsinitiative Öko-Booster ins Leben gerufen.

Die Erhebung „Fachkräfteradar“ im Auftrag der WKO gibt einen Überblick über die Fachkräftelücke Österreichs: 82 % der Betriebe sind demnach betroffen, 62 % leiden unter (sehr oder eher) starkem Fachkräftemangel. Damit leiden bereits acht von zehn heimischen Betrieben unter den Auswirkungen des Fachkräftemangels, denn er belastet nicht nur die Beschäftigten, sondern beeinträchtigt auch die Wirtschaftlichkeit der Unternehmen, insbesondere in Bezug auf die Produktivität.

2023 wurde deshalb die Ausbildungsinitiative Öko-Booster der Arbeiterkammer Wien in Zusammenarbeit mit dem AMS Wien und dem waff gestartet. Sie bietet jungen Menschen die Möglichkeit einer hochwertigen Berufsausbildung in einem zukunftssicheren Bereich. Konkret können arbeitsuchende Wiener:innen zwischen 18 und 24 Jahren, die maximal Pflichtschulabschluss vorweisen können, in eine Facharbeiter:innen-Intensivausbildung in den Berufen Elektrotechnik und Installations- und Gebäudetechnik einsteigen.

Positive Bilanz – mehr Fachkräfte für Österreich

Im Juni 2023 haben die ersten jungen Wiener:innen ihre Ausbildung bei den Trägern BFI Wien und Jugend am Werk begonnen. Rund ein Jahr später ist das Projekt in vollem Gange. Derzeit befinden sich 120 Wiener:innen in Ausbildung: 60 von ihnen nehmen an den Vormodulen teil, während weitere 60 bereits die Facharbeiter:innen-Intensivausbildung durchlaufen. Die ersten Teilnehmer:innen befinden sich aktuell inmitten ihrer fachlichen Ausbildung und werden im Mai 2025 als ausgebildete Installations- und Gebäudetechniker:innen abschließen. Die nächsten Vormodule für Installations- und Gebäudetechnik starten bereits im Oktober 2024.

„Mit der Initiative Öko-Booster verfolgen wir zwei wichtige Ziele: Zum einen bieten wir jungen Menschen eine zukunftssichere Ausbildung und eröffnen ihnen so neue Perspektiven. Zum anderen bilden wir die so dringend benötigten Fachkräfte für die Energiewende aus. Mittlerweile sind 120 Teilnehmer*innen im Projekt. Es freut mich sehr, dass die jungen Wiener:innen diese Chance auf eine fundierte und zukunftssichere Ausbildung so begeistert und engagiert wahrnehmen“, so Stadtrat Peter Hanke.

Fachkräfte-Potenzial wecken

Für Fritz Meißl, Geschäftsführer des waff, bietet das Projekt Öko-Booster hervorragende berufliche Entwicklungschancen für junge Menschen und dient gleichzeitig der Wiener Wirtschaft: „Die Zahl der betrieblichen Lehrstellen reicht bei weitem nicht aus, um den aktuellen und erst recht den zukünftigen Fachkräftebedarf abzudecken, die wir für die Erreichung der Klimaziele benötigen. Die Facharbeiter*innen-Intensivausbildung des AMS ist deshalb ein unverzichtbarer Teil einer Gesamtstrategie, um mehr gut ausgebildete Fachkräfte zur Verfügung zu haben.“

Die Zusammenarbeit mit unter anderem den Wiener Stadtwerken und der Sozialbau/HOB stellt sicher, dass die erfolgreichen Öko-Booster Absolvent:innen umfassende Erfahrung in der Praxis erwerben und unmittelbar in den Arbeitsmarkt einsteigen können.

Fachkräftekampagne auch in Deutschland

Neben Österreich weisen fast alle europäischen Länder eine Fachkräftelücke auf. In Deutschland betrug diese im Jahr 2022 durchschnittlich 630.000. Das deutsche Ministerium für Wirtschaft und Klimaschutz reagierte und startete die Multichannel-Kampagne „Gemacht für was Großes“. Die Kampagne zielt darauf ab, gesuchte Berufsprofile einer breiten Zielgruppe auf lustige Weise näherzubringen. Mit Slogans wie „Von Karriere. Zu Kind. Zu Karriere mit Kind“ spricht die Kampagne auch gezielt Frauen an und verfolgt das Ziel, den Frauenanteil in MINT-Jobs nachhaltig zu erhöhen. Die Kampagne wurde dabei mit diversen Initiativen, Förderprogrammen und Events verknüpft.