Jubelnde Mengen, leidenschaftliche Fahrer:innen und ganz viel Action: Das war die Ralley Weiz vom 12.-14. Juli in der Steiermark. Neben Mechaniker:innen und Rennfahrer:innen waren auch einige ÖAMTC-Lehrlinge sowie HTL-Schüler:innen live vor Ort, um im Rahmen des Projekts „Young people working for the future“ tief in die Welt des Motorsports einzutauchen.

Motorsport verbinden viele mit der Formel 1. Hinter den Kulissen und abseits von Kameras fungiert er als Testballon für Innovationen wie neue Antriebstechnologien, synthetische Kraftstoffe und zur Entwicklung wichtiger Sicherheitsstandards. In Österreich laufen die Fäden für Motorsportveranstaltungen bei der Austrian Motorsport Federation (AMF) zusammen. Im exklusiven Interview mit der Austrian Roadmap2050 geben Michael Fehlmann, Generalsekretär der AMF, und Philip Lueger, verantwortlich für die technische Koordination, Einblicke in die Welt des Motorsports.

 

Austrian Roadmap2050: Stichwort live dabei: Die Initiative „Young people working for the future“ ermöglicht Schüler:innen der HTL Mödling, einen Tag als Ingenieur:in oder Techniker:in bei der Betreuung der Rennboliden in der Praxis zu lernen. Wie kam es zu diesem Projekt und wie möchte die AMF junge Menschen in Zukunft für den Motorsport begeistern?

Fehlmann: Es geht darum, jungen Menschen neue Perspektiven zu geben, die sie vorher vielleicht nicht hatten. Die Initiative kam ursprünglich von einem jungen Motorsportler, der an den ÖAMTC herangetreten ist – und gemeinsam mit der HTL Mödling wurde dieses Projekt ins Leben gerufen, sodass auch Schüler:innen die Möglichkeit erhalten, Einblicke in den Motorsport zu gewinnen. Wie jede Sportart und jeder Verein sind wir auf ehrenamtliches Engagement angewiesen und auf die vielen Menschen, die sich für den Motorsport begeistern und diverse Veranstaltungen unterstützen.

Lueger: Es sind Erlebnisse, wie das erste Mal in einem Rennauto zu sitzen, die eine:n für den Sport begeistern. Wir arbeiten mit einem Team bestehend aus HTL-Schüler:innen bis hin zu Pensionist:innen und das macht auch diese Vielfalt des Motorsports aus! Sind Interesse und ein gewisses Maß an technischem Knowhow vorhanden, kann man bei uns mitwirken. Mit uns kommt man dorthin, wo sonst nicht einmal ein VIP hinkommt!

 

Austrian Roadmap2050: Der Sicherheitsgurt, der sich heute standardmäßig in Pkw, Lkw und Flugzeug wiederfindet, kommt ursprünglich aus dem Motorsport. Was hat sich sicherheitstechnisch in den letzten Jahren in Ihrer Branche getan und welche Maßnahmen setzen Sie, um immer am neuesten Stand der Technik zu bleiben?

Philip Lueger © ÖAMTC/ Postl

Lueger: Unsere Leute sind bei Events wie technische Schiedsrichter: Vor der Veranstaltung muss jede:r Teilnehmer:in zu einer technischen Abnahme, zu unseren Scrutineers, die das Fahrzeug auf die sicherheitstechnische Einrichtung prüfen. Wenn etwas nicht in Ordnung sein sollte, kann der Makel bis vor dem Start behoben werden. Sonst ist ganz einfach kein Start möglich. Die Vorgaben dafür erhalten wir von der Fédération Internationale de l’Automobile (FIA) – und diese entwickeln sich stetig weiter. Sobald ein Unfall passiert, wird dieser untersucht und die Leitlinien angepasst. Als Felipe Massa 2009 bei einem Unfall von einer Feder getroffen wurde, hat man den Helm weiterentwickelt. Das Ergebnis war ein neuer, in seiner Struktur massiverer Helm mit kleinerem Visier.

Fehlmann: In Zusammenarbeit mit dem ÖAMTC setzen wir sehr stark auf Schulungen, denn im Bereich Sicherheit gibt es keine Kompromisse! Und auch, wenn gefährliche Szenarien nie ganz auszuschließen sind: Für uns als Verband ist es zentral, dass die Menschen darauf vertrauen können, dass wir für die höchstmöglichen Sicherheitsstandards sorgen. Ein Beispiel aus unserer letzten Sitzung ist der Beschluss, alle Fahrzeuge im nationalen Rallye-Bereich mit GPS auszustatten. Sie müssen sich vorstellen, dass Fahrzeuge bei einer Rallye rund 15 bis 20 Kilometer durch den Wald unterwegs sind – die kann man nicht immer im Blick haben. Im Falle eines Unfalls kommuniziert das GPS wichtige Informationen über Fahrzeug und Lenker:in in die Zentrale, sodass dort direkt die Rettungskette in Gang gesetzt werden kann.

 

Austrian Roadmap2050: Viele kennen die AMF aus TV-Liveübertragungen aus dem Fernsehen. Hinter den Kulissen wird jedoch auch zwischen Rallyes und Events stetig geforscht und weiterentwickelt. Wie macht sich das Thema Nachhaltigkeit in der Branche bemerkbar?

Michael Fehlmann © ÖAMTC/ Postl

Fehlmann: Vor einigen Jahren haben wir als erste nationale Federation ein Projekt ins Leben gerufen, das es Fahrer: innen ermöglicht, mit elektrisch betriebenen Fahrzeugen die Rallye Staatsmeisterschaften mitzufahren. Im Zuge dessen haben wir mit einigen österreichischen Unternehmen zusammengearbeitet, darunter die Firma Kreisel in Oberösterreich, die international für ihre Batterietechnologie bekannt ist, aber auch mit Manfred Stohl und Raimund Baumschlager, die beide im Rallye-Bereich tätig sind. Basierend auf ihren Fahrzeugkonzepten haben wir damals ein Reglement erarbeitet, das nach viel harter Arbeit und Praxistests bei der Rallye Weiz seine Premiere feierte und weltweit für Anerkennung sorgte.

 

Austrian Roadmap2050: Und wie sieht es um synthetische Kraftstoffe aus?

Fehlmann: Auch im Bereich der synthetischen Kraftstoffe tut sich viel: große Geschichten seitens der FIA, aber auch viele kleine nationale Projekte, bei denen regionale Hersteller ihr Treibstoffe testen und optimieren. Der Motorsport ist hier – wie so oft – der perfekte Testballon, um Erkenntnisse über die Effizienz von Treibstoffen im Extrembereich zu gewinnen. Im Rahmen des Rechbergrennens 2023 haben wir übrigens eine Untersuchung mitfinanziert, die ermitteln sollte, bis wann das Rennen CO-neutral stattfinden könnte. Im Zuge dessen hat sich herausgestellt, dass bei einer fünf Kilometer langen Strecke der Anteil des Rennbetriebs an der Gesamt-CO-Bilanz bei zwei Prozent liegt. Wir stehen somit vor denselben Herausforderungen wie andere Großveranstaltungen.

 

Austrian Roadmap2050: Was möchten Sie jenen Menschen mitgeben, die vielleicht noch nicht so viel über den Motorsport wissen?

Fehlmann: Was uns besonders wichtig ist: Es gibt neben der Formel 1 auch ein großes Angebot an nationalem Motorsport. Wir sind derzeit mit über 260 nationalen Veranstaltungen in 17 verschiedenen Disziplinen am Start, wie z. B. Motocross und Enduro oder die Trial-Rennen. Wie in jedem Sport sind die Menschen, ob Fahrer: innen, Mechaniker: innen, Veranstalter:innen oder Publikum, das Wichtigste! Es muss allen bewusst sein, dass erst das Interesse und die Leidenschaft für den Motorsport eine Großveranstaltung wie die Formel 1 möglich machen.

 

Austrian Roadmap2050: Welche Standards möchten Sie im Motorsport zukünftig setzen?

Fehlmann: Ich sehe es als unsere Kernaufgabe, dass wir am Geschehen dranbleiben und den Motorsport stetig weiterentwickeln. Dafür ist auch eine gute Lobbyarbeit notwendig, was wiederum voraussetzt, dass wir in unserem Tun wahrgenommen werden. Außerdem investieren wir viel in die Nachwuchsarbeit, sodass der Sport auch schon junge Menschen begeistert und mitreißt!

Austrian Roadmap2050: Herzlichen Dank für das Interview.

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