Die ASFINAG hat ein neues Pilotprojekt auf der S 10 in Oberösterreich gestartet: Die weltweit erste Entsalzungsanlage entfernt dort ab sofort vollständig das Salz aus den Straßenabwässern. Ziel ist es, weniger Salz in die Umwelt abzugeben und das recycelte Salz im Winterdienst wiederzuverwenden.
Salz wird im Winter gestreut, um die Bildung von Eis und Glätte auf Straßen zu verhindern und so die Verkehrssicherheit zu erhöhen. Bis zu 500.000 Tonnen Salz werden durchschnittlich in der kalten Jahreszeit auf Österreichs Straßen gestreut, am meisten davon im Bundesland Niederösterreich. Leider bringt dies auch negative Folgen mit sich, darunter die Verschmutzung von Gewässern und Böden. Zudem reinigen die gängigen Gewässerschutzanlagen (GSAs) Straßenabwässer von Reifengummiabrieb, Öl und Schwermetallen, jedoch nicht von Chlorid.
Nachhaltiger Schutz von Gewässern
Die ASFINAG setzt Salz äußerst sparsam und effizient ein, beispielsweise als Sole, um Streuverluste zu minimieren. Umwelt- und nachhaltigkeitbewusst wird der Eintrag in Gewässer so gering wie möglich gehalten. Im Rahmen einer Forschungskooperation der ASFINAG mit der TU Wien, ILF Consulting Engineers und dem Büro ORCA wurde nun eine technische Versuchsanlage entwickelt, die das Salz aus den gesammelten Wässern entfernen und dieses für die Wiederverwendung aufbereiten soll.
Um Gewässer und Grundwasser vor Salzbelastung zu schützen, müssen salzhaltige Abwässer in der Regel über Rückhaltebecken oder Pumpstrecken abgeleitet werden, was wiederum hohe Kosten und Flächenverbrauch mit sich bringt. „Vor dieser Herausforderung stehen sämtliche Straßenbetreiber mit Winterdienst weltweit. Als nachhaltiger Mobilitätspartner setzen wir daher aktuell beim Thema Streusalz auf eine vielversprechende Innovation. Unser neues F&E Projekt einer Entsalzungsanlage zielt auf vier wesentliche Verbesserungen ab. Diese betreffen Umweltschutz, weniger Flächenverbrauch, weniger Energieverbrauch und die Wiederverwertung des gewonnenen Recyclingsalzes auf der Straße“, so Tamara Maria Christ, Geschäftsführerin der ASFINAG Service GmbH.
Zwei technische Verfahren auf dem Prüfstand
In drei unscheinbaren Containern bei der Gewässerschutzanlage „Galgenbach“ (S 10 Richtungsfahrbahn Freistadt) verbirgt sich geballte High Tech zur Salzentfernung, mit der unterschiedliche Verfahren getestet und miteinander verglichen werden. Im Testbetrieb werden zwei Verfahren beleuchtet: die Elektrodialyse und Umkehrosmose. Bei der Elektrodialyse werden Natrium und Chlorid durch ein elektrisches Feld entfernt, wodurch ein salzhaltiges Konzentrat entsteht, das im Winterdienst wiederverwendet werden könnte. Bei der Umkehrosmose werden alle Stoffe, die so groß wie Salz oder größer sind, in einem Konzentrat zurückgehalten.
Grundsätzlich sind Entsalzungsanlagen mit Osmosetechnologie zur Herstellung von Trinkwasser nichts Neues, während die Elektrodialyse für dieses Einsatzgebiet absolut innovativ ist.
Der Reinigungsablauf
Die Straßenwässer durchlaufen zunächst die bestehende Gewässerschutzanlage, wo sie gemäß den Bewilligungsbescheiden gereinigt werden. Anschließend gelangen sie in die Versuchsanlage des Forschungsprojekts zur Salzentfernung. Es entsteht „Reinwasser“, das frei von Salz ist, und ein Salzkonzentrat, das in einem Tank gesammelt wird. Dabei soll eine bestimmte Konzentration erreicht werden, um das Salz wieder im Winterdienst als Sole einsetzen zu können.
Begleitet wird der bis Herbst 2026 auf zwei Jahre angesetzte Versuchsbetrieb von einem umfangreichen Messprogramm. Die ASFINAG investierte in die vom niederösterreichischen Unternehmen GWT hergestellte Anlage rund 1,1 Millionen Euro.
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